Thun
Am Architekturforum Thun wurde dargelegt, dass es für gemeinnützigen Wohnungsbau Anreize und Starthilfe brauche. Das könne sowohl für bestehende wie neue Wohnbaugenossenschaften sein.
Die WBG Nünenen ist die erste Thuner Wohnbaugenossenschaft (WBG), die Alt- durch Neubauten ersetzt (wir berichteten). An der Feldstrasse im Dürrenast entstehen anstelle von 16 neu 26 Wohnungen plus 2 Studios. Das könnte Modellcharakter haben. Denn unter den 16 Thuner Wohnbaugenossenschaften mit insgesamt 2350 Wohnungen gibt es solche, die sich wohl eine ähnliche Lösung mittelfristig überlegen werden.
Günstige Baurechte oder Darlehen?
Das Architekturforum stellte sich deshalb die Frage, wie dies geschehen könnte. Im Rahmen der entstehenden Wohnstrategie 2030 (siehe auch Text auf Seite 3) ergab sich laut Stadtplanerin Beatrice Aebi, dass Thun das Potenzial des genossenschaftlichen Wohnungsbaus fördern und weiterentwickeln sollte. Sie empfiehlt dafür eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt, eine Anlauf- und/oder Geschäftsstelle sowie motivierende Anreize.
«Das können günstige Baurechte oder für die Finanzierung zeitlich befristete zinslose Darlehen sein», nannte Daniel Blumer vom Dachverband Wohnbaugenossenschaften einige Möglichkeiten. Ein Handicap für Genossenschaften ist laut Blumer, dass diese im Kanton Bern keine steuerfreien Reserven für Totalsanierung oder Neubau äufnen dürfen.
Private könnten Land abgeben
Voraussetzung für neues oder verdichtetes Bauen ist verfügbares Bauland. Selbst wenn Wohnbaugenossenschaften möchten, können sie wegen zu wenig Nutzungsreserven oder beschränkender Zonen nicht bauen. Und die Stadt selber hat praktisch kein Land mehr. «Wir müssen versuchen, private Landbesitzer zur Abgabe zu gewinnen», stellt sich Aebi vor.
Die Erhebung der Wohnungssituation, die auch im Hinblick auf die Revision der Ortsplanung geschah, hat zudem ergeben, dass etwa 70 Prozent der WBG-Mieter über 65-jährig sind und mehrheitlich dem Mittelstand angehören. Es fehlen deshalb kleine Wohnungen. Gefragt sind aber auch mehr bezahlbare Wohnungen, damit junge Familien nicht von Thun wegziehen und dadurch Steuereinnahmen verloren gehen.
Architekt Andreas Galli aus Zürich zeigte schliesslich anhand des Projektes Nünenen, für das er verantwortlich ist, auf, was eine gut durchdachte Überbauung braucht. Sein Büro achtete darauf, dass neben dem gemeinschaftlichen auch das private Moment der Mieterschaft berücksichtigt wird. Die zwei Gebäude sind nicht wie sonst üblich seriell hintereinander «aufgereiht», sondern versetzt ausgerichtet. Die Wohnungen haben alle Aussicht auf die Berge und sind gut besonnt. Mit dem Abriss und dem Neubau soll möglichst noch in diesem Jahr begonnen werden. (Berner Zeitung)