Warum dieser Öl-Tanker das aktuelle Symbol der EU-Flüchtlingspolitik ist

Von Marco Fieber, 31. August 2020

Seit nunmehr 23 Tagen harren 27 aus Seenot gerettete Migranten auf einem Frachter im Mittelmeer aus. Malta und Tunesien verweigern dem unter dänischer Flagge fahrenden Schiff die Einfahrt in ihre Häfen. Von dem Vorfall geht ein fatales Signal aus, sagt der Grünen-Europaparlamentarier Erik Marquardt im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der 185 Meter lange Öl-Tanker „Maersk Etienne“ stellt derzeit einen traurigen Rekord auf: 27 aus dem Mittelmeer gerettete Menschen, darunter ein Kind und eine Schwangere, harren seit bereits mehr als drei Wochen auf dem Frachter aus. Das unter dänischer Flagge fahrende Schiff ankert seitdem rund 30 Kilometer vor Malta.

Die „Etienne“ hatte laut Seenotrettern und einem Sprecher des Transportunternehmens Maersk die in Seenot geratenen Migranten am 4. August aufgenommen. Die maltesische Küstenwache hatte das Schiff dazu angewiesen. Seitdem geht es nicht vorwärts. Sowohl Malta als auch Tunesien hätten laut Maersk das anlegen verweigert.

Es ist die wohl längste Zeit, die Gerettete jemals auf die Einfahrt in einen Hafen warten mussten – offensichtlich eine Verletzung des Seevölkerrechts. Wie der wissenschaftliche Dienst des Bundestages festgestellt hat, sind die Geretteten „innerhalb einer angemessenen Zeit an einen ’sicheren Ort‘ zu bringen“.

Nach Angaben der Reederei werden die Menschen von der Crew so gut es geht versorgt. Allerdings sei das Schiff „nicht für die Beförderung von Passagieren ausgerüstet“ und „die Vorräte gehen bald zur Neige“, wie das Unternehmen bereits am 19. August in einer Mitteilung bemerkte.

Und weiter: „Es bedarf einer internationalen Lösung für die gestrandeten Migranten.“ Aber die ist noch immer nicht gefunden.

Der grüne Europaparlamentarier Erik Marquardt kritisiert den Vorfall scharf. Er beobachte an den EU-Aussengrenzen „die völlige Verrohung Europas“.

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