Berner Grünen-Präsidentin Natalie Imboden: «Das sind dreckige Geschäfte und dreckige Methoden»
Hunderte Tonnen verschmutzten Schlamms illegal entsorgt
Georg Humbel
- Die Berner Transportfirma TGC hat im Steinbruch Blausee hunderte Tonnen belastetes Material illegal entsorgt.
- Es handelt sich unter anderem um mit Schadstoffen belasteten Pressschlamm, der auf eine Deponie gehört hätte.
- Die Firma hat das Material als «sauberen Aushub» umdeklariert. Mutmasslich sind weitere Deponien betroffen.
- Die Untersuchungsbehörden haben ein Strafverfahren eröffnet.
«Den Lieferschein haben wir auf einer Autobahn-Raststätte einfach umgeschrieben», erzählt ein ehemaliger Chauffeur der Transportfirma TGC der «Rundschau». Statt auf eine reguläre Deponie sei das belastete Material danach als «Aushub sauber» in den Steinbruch Mitholz oder in andere Gruben gebracht worden. So habe man pro Fuhre hunderte Franken Deponiegebühren gespart. Die «Rundschau» hat mit mehreren ehemaligen Chauffeuren der Firma TGC gesprochen. Und sie haben alle die gleiche Geschichte erzählt: Dass sie als Chauffeure belastetes Material «umdeklarieren» und dann als «sauber» entsorgen mussten.
Mehrere hundert Tonnen Material nach Mitholz
Die gemeinsame Recherche der «Rundschau» und der «Berner Zeitung» zeigt: Alleine in den Steinbruch Mitholz oberhalb des Blausees sind hunderte Tonnen Material transportiert worden. Unter anderem von der Kibag in Regensdorf und Agir in Dietikon. Das zeigen eine interne Abrechnung und umgeschriebene Lieferscheine, die der «Rundschau» vorliegen. Die Entsorgung im Steinbruch war illegal: Im Steinbruch Mitholz dürfte nur sauberes und unbelastetes Material deponiert werden.
Kibag ist betroffen und schockiert
«Wir sind erschüttert. Wir haben einen hohen Preis für die korrekte und legale Entsorgung bezahlt. Doch schlussendlich wurde das Material illegal in eine Grube gekippt», sagt Philipp Althaus von der Geschäftsleitung der Kibag AG. «Wenn das wirklich stimmt, ist das eine Katastrophe», so Althaus weiter. Die falsche Entsorgung war für die Kibag nicht zu erkennen. Das meiste Material dürften Schlämme aus einer Waschanlage der Zürcher Firma sein. Die getrockneten Filterschlämme enthalten PAK- und Kohlenwasserstoffrückstände, die potenziell krebserregend sein können. Allerdings ist die Belastung nicht sehr hoch.