Nachvollziehbar, aber unsinnig

Beat Kohler Grossrat Grüne

Im ersten Augenblick tönt die Forderung nachvollziehbar. Die beiden grössten, regelmässigen Wintersportanlässe im Kanton Bern, die Weltcuprennen in Wengen und Adelboden, sollen angesichts Corona zusätzlich stark finanziell unterstützt werden, damit sie weiter existieren und über die Fernsehbildschirme Werbung für das Berner Oberland machen können. Das ist aber aus verschiedenen Gründen unsinnig.

Zuerst einmal ist noch gar nicht klar, was von den rechtlichen Rahmenbedingungen her mit diesen Anlässen passieren wird. Zwar wären Grossanlässe jetzt wieder möglich. Aber angesichts steigender Corona-Fallzahlen kann sich das jederzeit wieder ändern. Selbst die FIS weiss noch nicht, wie die Rennen durchgeführt werden sollen. Bevor man über Unterstützung spricht, müssten zuerst Konzepte und Kostenschätzungen für Rennen ohne Zuschauer vorliegen, damit klar ist, von was für Summen überhaupt die Rede ist. Gerade bei Skirennen leben die Bilder, die man in die Welt ausstrahlt nicht in erster Linie von der Publikumskulisse, sondern von den wagemutigen Rennläufern.

Grundsätzlich ist Corona nicht das grösste Problem für diese Skirennen, sondern der Klimawandel. Wenn es immer weniger Schnee hat, lassen sich solche Anlässe auch nicht mehr durchführen. Und es kann nicht sein, dass der Kanton Bern mit seiner Energiestrategie und seinen Absichtserklärungen im Umweltbereich ohne Auflagen Skirennen mit Geld unterstützt, die nur durchgeführt werden können, wenn man an der Grimsel den letzten Schnee zusammenkratzt und ihn mit Lastwagen durch den halben Kanton karrt. Solche Beiträge sollten zumindest an Umweltauflagen verbunden sein.

Es ist auch nicht fair, wenn nun die Skirennen, die bereits von regelmässiger Unterstützung durch den Kanton profitieren können, noch stärker unterstützt und andere sportliche Grossanlässe wie den Jungfraumarathon oder den Inferno Triathlon aussen vor lässt. Zumal diese Sommeranlässe in Punkto Wertschöpfung und Nachhaltigkeit bereits jetzt besser abschneiden dürften, als die Ski-Weltcuprennen.

Zu guter Letzt kommt die Forderung nach Geld für diese Grossanlässe von denselben Leuten, die auf keinen Fall die Schuldenbremse lockern wollen und die sonst neue regelmässige Ausgaben meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Aber wahrscheinlich gilt das nur, wenn diese Ausgaben im Umwelt- und Sozialbereich anfallen.

jungfrauzeitung.ch/artike